Zum ersten Mal trafen sich die nationalen Elitekicker in Afrika. Und dort dominierten die Europäer: Deutschland faszinierte, Holland marschierte – und mit Spanien siegte der Europameister. In Erinnerung blieben vor allem die „Furzgeräusche aus der Hölle“, die Vuvuzelas.
Als im Jahr 2000 unter etwas dubiosen Umständen Deutschland den Zuschlag für die Ausrichtung der nächsten WM erhielt, war klar, dass danach Afrika an der Reihe war. 2004 setzte sich Südafrika klar gegen Marokko durch. Zum ersten Mal fand eine Weltmeisterschaft auf dem schwarzen Kontinent statt, in dem wohl kompliziertesten Land Afrikas, wo auch Jahre nach dem Ende der Apartheid die Rassenspaltung noch spürbar ist und der Fußball vor allem die Sache der schwarzen Bevölkerungsmehrheit ist. Die Befürchtungen, nicht immer frei von rassistischen Vorurteilen, waren groß. Doch „diese Weltmeisterschaft hatte einen speziellen Impuls, der in Zusammenhang mit der Geschichte der Freiheit und der Geschichte eines Mannes steht“, wie Fifa-Patriarch Sepp Blatter später pathetisch kundgab. Er dachte an Nelson Mandela, der greisen nationalen Symbolfigur und bekennendem Fußballfan. Mandela war es nicht allein, aber die Spiele blieben weitgehend friedlich, bunt und fröhlich. Und vor allem für europäische Ohren unbarmherzig laut. Während aller Spiele dröhnten die Vuvuzelas erbarmungslos, das gefürchtete Accessoire südafrikanischer Fußballanhänger. Keine Fangesänge, nur Lärm.
Triumph des spanischen Tika-Taka
Das ungewöhnliche Drumherum schien allerdings weniger die Favoriten, als die Außenseiter zu irritieren. Mit Ausnahme von Ghana enttäuschten vor allem die afrikanischen Mannschaften, auch die Gastgeber schieden nach großem Kampf nach der Vorrunde aus – denkbar knapp aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Mexiko. Die südamerikanischen Teams starten fast durch die Bank stark, doch hatten sie zu früh ihr Pulver geschossen. Die Klassiker Argentinien und Brasilien zogen im Viertelfinale den Kürzeren, Uruguay dann im Halbfinale. Am Ende waren die Europäer wieder unter sich, wenn auch der Titelverteidiger Italien schon ganz früh wieder nach Hause musste. Mit Spanien siegte das taktisch ausgereifteste und spielerisch brillanteste Team des Turniers. Torwart Cassilas, der Abwehrrecke Puyol oder Mittelfeldstrategie Iniesta standen im Zenit ihrer Schaffenskraft. Der Europameister war verdient Weltmeister geworden.
Neue deutsche Leichtigkeit
Und die deutsche Mannschaft? Sie nahm den Schwung aus dem heimischen „Sommermärchen“ mit und begeisterte Fans und Kritiker im In- und Ausland. Leicht und locker wie nie, mit spielerischem Glanz und schnellem Konterspiel wirbelte sich die deutsche Mannschaft durch das Turnier. Und erspielte märchenhaft hohe Siege gegen Traditionsmächte wie England (4:1) und Argentinien (4:0). Erst Spanien stoppte den Siegeszug des deutschen Teams im Halbfinale abrupt. Sieger gab es im deutschen Team viele: Vor allem Thomas Müller, der so unbekümmert wirkende Bua aus dem Bayerischen, spielte sich in die Weltelite und wurde mit fünf Toren Torschützenkönig.
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