James Bond Sean Connery

Sean Connery als James Bond in „Dr. No“ (1962), TRFMr_Hyde, cc-Lizenze

Er wurde zur Figur, die ihn zum Weltstar machte und die er hassen lernte. Auch 58 Jahre später ist Sean Connery Inbegriff von Bond. Er machte Bond zu dem, was sie bis heute ist: eine männliche Ikone. Eine Danksagung zum Tod des großen Schotten.

Keiner glaubte anfangs an Connery als James Bond, am wenigsten sein literarischer Erfinder. Fleming rümpfte die Nase, als ihm der Schotte vorgestellt wurde. Zu groß, zu rauh, zu prollig. Ein Urteil, das er aber nach dem ersten Film „Dr. No“ revidierte. Ähnlich skeptisch urteilten anfangs auch viele Mitarbeiter des Studios, die ganz andere, bekannte Namen für die Hauptrolle im Kopf hatten: David Niven, James Stewart, Richard Burton, Patrick McGoohan, auch Roger Moore. Sie alle hatten Besseres zu tun oder wollten sich nicht langfristig binden. So bekam der stolze Schotte mit starkem Akzent schließlich den Zuschlag. Er war kein besonders kultivierter Schauspieler, aber der Sexappeal, den ihm insbesondere die Frau des Produzenten Broccoli Connery bescheinigte, gab den Ausschlag. „Er sieht aus, als ob er Eier hat“, waren sich die Herren der Entscheidung einig. Es war die wichtigste und richtigste Entscheidung der Bond-Macher am Anfang. Für nicht Wenige ist  Connery immer noch der Inbegriff von Bond. 

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Die Szene, die ihn unsterblich machte: Sean Connery stellt sich als James Bond vor, „Dr.No“ (1962)

Der Anti-Snob

Thomas Sean Connery war in vielem so das ziemliche Gegenteil des englisch-versnobten Fleming. „Scotland forever“ hatte sich Connery auf den Arm tätowieren lassen, und signalisierte damit nicht nur Patriotismus für den chronischen Underdog im Vereinigten Königreich, sondern auch Stolz auf seine Herkunft ganz unten auf der sozialen Leiter. Legenden zufolge soll er als Baby auch in einer Schublade geschlafen haben, so armselig war die Behausung der Eltern. Ohne rechte Bildung und Ausbildung schlug sich der immer schon Kunstaffine in allen möglichen Gelegenheitsjobs durch: als Möbelpacker, Bauarbeiter, Sargträger und Bodybuilder.

Animalische Männlichkeit

Durch seine Teilnahme am „Mr.Universum-Wettbewerb“ kam er in Kontakt mit der Schauspielszene, in der er sich autodidaktisch weiterbildete und 1956 eine erste Hauptrolle ergatterte. „Ein Rohdiamant“ sei er gewesen, hat Terence Young, sein erster Bond-Regisseur, einmal gesagt  – und den Proletariersohn in die feinsten Zwirne der Londoner Designer gesteckt. Young brachte ihm sozusagen Manieren bei – zum Nutzen aller. Die rohe, tierisch-maskuline Ausstrahlung verband sich mit dem feinen Äußeren zu einer explosiven erotischen Mischung. Als sich Sean Connery in „Dr.No“ im Casino im dichten Zigarettendunst einer Spielpartnerin und auch den Filmzuschauern zum ersten Mal vorstellt und er dabei einerseits lässig die Zigarette an der Lippe hängen lässt, andererseits mit laszivem Verführungsblick seine Beute umschnurrt und einkreist, war das Staunen groß.

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Steven Spielberg feiert Sean Connery als James Bond bei der AFI-Ehrung 2009

Zynismus und Witz

Das Ungezähmte, der suggestiv eingesetzte Charme, der souveräne zynische Witz, der von starker innerer Freiheit gegenüber seiner Umwelt zeugte –  sowas hatte man vorher noch nicht gesehen. Auch noch keinen Guten, der so überzeugend beides konnte: wie in Dr.No erstmal eiskalt den wehrlosen Gegner Professor Dent zu erledigen und kurz danach die wunderbare Miss Taro zu verführen. Alles zusammen ergab eine neue Form von Coolness, die in den Romanen von Fleming zwar angelegt, aber erst durch die Präsenz von Sean Connery sinnlich erfahrbar wurde. Dass Mitte der 1960er-Jahre eine weltweite Hysterie um die Bondfilme einsetzte, lag zuallerst an Sean Connery, der sich vor kreischenden Fanmassen ähnlich der Beatles seinerzeit kaum retten konnte.

Liebe siegt über Geld

Aber just 1967, zu der Zeit, als die Bondmania ihren Höhepunkt erreichte, verlor Connery seine Lust am Bonddasein und schmiss hin. Connery glaubte, von der Figur erdrückt werden und ihn als Schauspieler zu eindimensionalisieren. „Ich habe ihn immer gehasst, diesen verdammten James Bond. Ich würde ihn gern töten“, gab er 1967 genervt zu Protokoll. Ging es vordergründig auch um den unglaublichen Presserummel in Japan, der Connery jede Form von Privatleben praktisch unmöglich machte und auch die Dreharbeiten zu Man lebt nur zweimal zu einer Tortur machten, waren es letztlich die finanziellen Forderungen Connerys, die zu einem Zerwürfnis zwischen Produzenten und dem Star führten.

Das Gefühl, finanziell über den Tisch gezogen worden zu sein, begründete für den geldsensiblen Connery eine Feindschaft mit den wichtigen Bondmachern, die offiziell bis zu seinem Tod anhielt. Zumindest mit Alt-Produzent Cubby Broccoli soll er sich nach Aussagen von Barbara Broccoli an seinem Totenbett versöhnt haben. Beide sollen sich vergewissert  haben, den anderen zu lieben.

Der Tag ist nun leider gekommen, an dem sich alle Bond-Fans auf der Welt vor diesem großen Schotten verneigen, der uns träumen ließ. Auch wir haben ihn geliebt, weil er eine Kunstfigur geschafft hat, die wir lieben: Bond, James Bond.

Der Münchner Christoph Marx ist Publizist und Lektor und lebt in Berlin. Er arbeitet als Autor und Redakteur für viele namhafte Verlage und veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.Referenzliste unter Autor und Redakteur/Lektor.

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