Prince Charles, George Bush, Camilla Parker Bowles

DAs britische THronfolgerpaar zu BEsuch beim US-amerikanischen Präsidenten George W.Bush 2005. Wikimedia gemeinfrei

Als am 9. April 2005 der britische Thronfolger Prinz Charles und Camilla Parker Bowles in Windsor heirateten, hatte eine große Liebe doch noch ein Happy End gefunden. Im Frühsommer 1971 hatten sich die beiden – er 23, sie ein Jahr älter – zum ersten Mal getroffen. Es war der Anfang einer Beziehung voller Tragödien, öffentlicher Skandale und Demütigungen


Als am 9. April 2005 der britische Thronfolger Prinz Charles und Camilla Parker Bowles in Windsor heirateten, hatte eine große Liebe doch noch ein Happy End gefunden. Im Frühsommer 1971 hatten sich die beiden – er 23, sie ein Jahr älter – zum ersten Mal getroffen. Es war der Anfang einer Beziehung voller Tragödien, öffentlicher Skandale und Demütigungen. Beide gründeten eigene Familien, weil sie glaubten, aus Gründen der Etikette so handeln zu müssen, verloren sich aber nie aus den Augen. „Von Anfang an waren wir in der Ehe zu dritt“, bekannte Lady Diana einmal bitter, als nach 1993 zum schmutzigen Rosenkrieg mit ihrem Ehemann Prinz Charles kam.

Es war einmal im Frühsommer 1971 in Smith’s Lawn, in Windsor Great Park. Gerade hatte der junge Herzog von Cornwall und Rothesay, der britische Thronfolger Charles eine seiner geliebten Polopartien beendet und er war plitschnass, nicht nur wegen des strömenden Regens. Als er gerade eines seiner Ponys pflegen wollte, stupste ihn von hinten eine junge Dame in grünen Gummistiefeln an und stellte sich vor: „Ich heiße Camilla Shand, ein schönes Tier haben Sie hier, Sir.“ Ihre Augen leuchteten und sie spürte sofort die gegenseitige Anziehung. Sie fasste Mut und fragte frech: „Wissen Sie, Sir, dass meine Urgroßmutter die Mätresse Ihres Ururgroßvaters war – wie wär`s?

Mätresse

Eine schöne Geschichte, die oft erzählt wird, an der aber wohl nichts stimmt, außer dass Charles und Camilla wohl tatsächlich Vorfahren mit ähnlichen Begehrlichkeiten hatten: Camilla war wirklich die Urenkelin von Alice Keppel, der berühmtesten Geliebten von König Eduard VII. (1841-1910), des Ururgroßvaters von Charles. Sicher ist aber, dass sich die beiden 1971 kennenlernten und Hals über Kopf verliebten. Charles behauptete später, er wäre bereits 1972 sicher gewesen, dass er sie heiraten wollte. Auch Camilla hätte schon damals sicher einen Hochzeitsantrag nicht zurückgewiesen, geben heute Freundinnen zu Protokoll. Dass sie von Anfang auf einer Wellenlänge lagen und sich kongenial ergänzten, darin stimmten viele ihrer Wegbegleiter überein. Aber doch schienen sie verurteilt, die Tradition weiterzuführen: eine Liebesbeziehung im Dunkeln und Verborgenen zu führen.

Der Tradition verpflichtet

Seit Charles Mountbatten-Windsor am 14. November 1948 im Buckingham Palace das Licht der Welt erblickte, stand der kleine Prinz im Fokus der Öffentlichkeit und hatte nach der Thronbesteigung seiner Mutter Elisabeth II. 1952 zuvorderst die Aufgabe, sich auf seine Aufgabe als zukünftiger britischer König vorzubereiten. Als Neunjähriger wurde Charles zum Prince of Wales ernannt. Er besuchte die besten Privatschulen, studierte 1967 bis 1970 an der Universität Cambridge Anthropologie und Geschichte und absolvierte eine Militärausbildung in der Royal Army in allen drei Teilstreitkräften. Charles beschrieb seine Kindheit als sehr unglücklich, er sehnte sich nach Liebe und Nähe, die er nur bei seinem Kindermädchen Mabel Anderson fand, mit der er später eng befreundet blieb. Immer in Begleitung eines eigenen Sicherheitsbeamten, unterwarf er sich diszpliniert der höfischen Etikette. Charles galt früh als Meister der höflichen Konversation; im offenem Umgang mit Menschen blieb er dagegen immer gehemmt und schüchtern. Nicht zuletzt wegen seiner Ohren (Spitzname: Royal Dumbo) litt er unter Komplexen. Er beneidete Gleichaltrige um ihren lockeren Umgang mit den Eltern, bewunderte Frauen, die mutig und locker auf Menschen zugehen konnten – wie Camilla Shand. Camilla war Tochter eines hoch dekorierten Offiziers und einer adeligen Baronstochter und wuchs mit ihren jüngeren Geschwistern unbeschwert auf dem großen Familienlandsitz in Sussex auf. Sie wurde auf Mädchenpensionate in Frankreich und der Schweiz geschickt und studierte auch ein Jahr am Institut britannique in Paris. Intellektuell war sie aber eher wenig interessiert und in keiner Weise wirklich ehrgeizig. Camilla wurde relativ früh in die adelige Gesellschaft eingeführt. Camilla hatte Spaß an Pferden und der königlichen Jagd. Sie galt als lebensfrohe, unkomplizierte Frau, die keinen Sinn für Ordnung besaß, auf Konventionen wenig gab und Partys liebte. Früh hatte sie auch Geschmack an Männern gefunden, mit denen sie teilweise auch intim geworden war. Dies war wohl eines der höchsten Hindernisse für eine schnelle Hochzeit von Charles und Camilla. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass der zukünftige König nur eine jungfräuliche Dame heiraten konnte. „Kein Sex vor der Ehe“ galt als striktes Gebot der Anglikanischen Kirche, deren Oberhaupt der britischen König ist. „Die beiden waren füreinander geschaffen. (…) Aber es war unmöglich. Camilla hatte eine `Vergangenheit`, und der Prinz von Wales konnte nun einmal kein Mädchen mit `Vergangenheit`heiraten. So etwas gab es einfach nicht“, stellte die Taufpatin von Charles, Gräfin Mountbattan 2005 in einem Interview klar. Dazu kam die nicht ganz standesgemäße Herkunft der Familie Shand. Immerhin: Sie konnte immer noch eine königliche Matresse werden. Aber offiziell mussten sie getrennte Wege gehen.

Gemeinsam auf getrennten Wegen

1973 heiratete Camilla Shand ihren langjährigen Geliebten, den britischen Offizier Andrew Parker-Bowles. Sie nahm keineswegs verbittert ihre Rolle als lebenslustige, reitende, zu den oberen Zehntausenden gehörenden Ehefrau an. 1975 bzw. 1979 wurde sie Mutter (Tom; Laura). Ihr Kontakt zu Charles brach nie ab. Charles hatte sich nach ihrem Kennenlernen den Ratschlag seines Großonkels zu Herzen genommen, der ihm 1974 in einem Brief geraten hatte: „Ich glaube, in einem Fall wie dem deinen sollte ein Mann sich die Hörner abstoßen und so viele Affären wie nur irgend möglich haben, ehe er sich auf eine Heirat einlässt.“ Louis Mountbatten, der 1979 bei einem IRA-Anschlag ums Leben kam, stellte ihm diesbezüglich sogar sein Landhaus zur Verfügung. Aber die Ungeduld am Hofe war spürbar – der Druck auf Charles wuchs, endlich zu heiraten und die weitere Thronfolge zu sichern. Und seit 1979 kannte er eine gewisse Lady Diana Spencer, die alle entscheidenden Kriterien für eine Königsfrau zu erfüllen schien: Sie hatte keine „Vergangenheit“, entstammte einer alteingesessenen Familie mit engen Verbindungen zum Königshaus und sie war wunderschön. In den Medien wurde sie bereits 1980 zum Star; sie musste es sein, glaubten sie und damit auch das Volk. Aber Charles war unsicher und fragte seine engste Vertraute, ob er eine Ehe eingehen sollte: Camilla Parker Bowles. Ausgerechnet sie bestärkte den wie so oft unschlüssigen Charles, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Camilla kannte Diana von gemeinsamen Treffen auf dem Landsitz der Parker Bowles. Am 29. Juli 1981 heirateten Charles und Diana feierlich vor etwa 750 Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt. Damit begann ein großes Missverständnis. Charles erwartete eine Frau, die sich unterordnete und ihm Ruhe gab. Was er bekam, war eine wesentlich jüngere, naive, psychisch labile Frau, die von den Anfordernissen der Etikette überfordert schien. Charles konnte oder wollte sich nicht mit den Schwierigkeiten seiner Frau auseinandersetzen. Dazu litt er eifersüchtig unter der enormen Popularität seiner Frau, die ihn in der Öffentlichkeit fast zur Nebenfigur machte. Charles und Diana hatten letztlich nichts gemeinsam – außer ihre beiden Kindern, um die beide sich liebevoll kümmerten. Je mehr sich Charles von Diana entfremdete, desto enger wurde wieder das Verhältnis zu Camilla, die alles gemeinsam hatten: die Liebe zur Jagd, die Liebe zu Gärten und zum Landleben, der Sinn für Geschichte und schöne Künste und vieles mehr. Nach der Veröffentlichung von Telefonprotokollen 1993 , die die Beziehung zwischen Camilla und Charles offenlegten, wurde das schon lange Zeit bestehende Zerwürfnis innerhalb der Ehe offenkundig. Es begann ein jahrelanger Rosenkrieg um die Gunst der Öffentlichkeit, bei der Charles insbesondere nach einem Interview mit Diana im November 1995 zunehmend als der „Böse“ wahrgenommen wurde. 1995 hatte sich Camilla Parker Powles scheiden lassen und in den Medien kursierten Gerüchte über eine mögliche Heirat zwischen Charles und Camilla, womit auch offen diskutiert wurde, ob Charles als König in einem solchen Fall überhaupt noch tragbar sei. Der tragische Unfalltod von Diana im August 1997 in Paris löste Schockwellen im Land und im Königshaus aus und Camilla verschwand zunächst von der öffentlichen Bildfläche.

Ende gut, alles gut?

Erst langsam legte sich die Diana-Hysterie in Großbritannien, unter der Camilla im Besonderen zu leiden hatte. Sie galt in der breiten Bevölkerung als der viel zitierte „Rottweiler“, als die Person, die Diana, „die Prinzessin der Herzen“ das Leben in Buckingham Palace zur Hölle gemacht hatte. Die Königin weigerte sich noch lange Zeit standhaft, sich gemeinsam mit Camilla öffentlich zu zeigen. Ab 1999 wurde wieder vorsichtig versucht, an einem besseren Image von Camilla zu arbeiten. So traten beide auch wieder gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. Im Lauf der Zeit fanden sich sowohl die beiden Prinzensöhne William und Harry sowie die Queen mit der Beziehung ab. Auch die britische Öffentlichkeit akzeptierte zunehmend die Verbindung, die Prinz Charles einmal als „nicht verhandelbar“ bezeichnet hatte. So war es keine große Nachricht mehr, dass am 9. April 2005 Charles und Camilla tatsächlich heirateten – nur standesamtlich, weil die Anglikanische Kirche Geschiedenen, bei denen der Ex-Partner noch lebte, die kirchliche Trauung verweigerte. Camilla Mountbatten-Windsor war jetzt neben Herzogin von Cornwall auch Prinzessin von Wales, ein Titel, den sie aber bis heute nicht führt, weil er wohl für sehr, sehr lange Zeit noch mit Diana assoziiert bleiben wird.

Der Münchner Christoph Marx ist Publizist und Lektor und lebt in Berlin. Er arbeitet als Autor und Redakteur für viele namhafte Verlage und veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.Referenzliste unter Autor und Redakteur/Lektor.

    Find more about me on:
  • facebook
  • googleplus
  • linkedin
  • twitter