Seelers Hinterkopftor gegen England, das Jahrhundertspiel gegen Italien im Halbfinale: Die Deutschen glänzten 1970 in der aufgeheizten Atmosphäre Mexikos. Und während sich Péle unsterblich machte, ging ein neuer Stern am internationalen Fußballhimmel auf: Franz Beckenbauer.
1970 wurden die besten Fußballer der Welt in die Höhenluft Mexikos geschickt. Dazu kam die Hitze – teilweise wurden die Spiele in den heißen Mittagsstunden angepfiffen, wo man in den Stadien 50 Grad Celsius. So konnten die Bilder in Europa zur besten Sendezeit gesendet werden. Trotz dieser suboptimalen Bedingungen sollten die Mexikaner wunderbare Spiele erleben. Zum ersten Mal war eine WM wirklich eine Weltmeisterschaft. Die Teams kamen aus allen fünf Kontinenten. Marokko war als erste afrikanische Mannschaft bei der Endrunde dabei.
Péle wurde zum dritten Mal Weltmeister
Das Turnier ging als spielerisch bestes in die Fußballgeschichte ein. Und fairstes: Es gab keinen einzigen Platzverweis. Irgendwie folgerichtig also, dass Brasilien wieder den Titel holte. Die Mannschaft mit ihren Stars Everaldo und Jairzinho (erzielte in jedem Spiel ein Tor) marschierte souverän ins Finale. Dort besiegten sie den anderen zweimaligen Titelträger Italien mit 4:1. Der Spieler der Spieler, Péle, hielt zum dritten Mal die Jules-Rimes-Trophäe in die Hände. Der Pokal dürfte damit endgültig in Brasilien bleiben. Und Trainer Zagallo wurde der erste Trainer, der auch als Spieler Weltmeister war. Das gelang später nur noch einem: Franz Beckenbauer.
Bestes deutsches Team aller Zeiten
Dieser war 1970 noch junger Antreiber einer Mannschaft, die zwar nicht siegte, aber für die großen Dramen dieses Turniers zuständig war. Vielleicht das beste deutsche Team aller Zeiten (Sepp Maier stand im Tor, Beckenbauer im Mittelfeld, Uwe Seeler und Gerd Müller im Sturm) spielte sich locker ins Viertelfinale, wo England wartete. Beide Mannschaften waren hungrig aufeinander. Und dass lag weniger daran, dass der mexikanische Zoll den Fleischvorrat beider Mannschaften bei der Einreise einfach beschlagnahmt hatte. Nein: Besonders die Deutschen hatten das Finale von 1966 noch nicht vergessen. Die Engländer führten in der wahren Hitzeschlacht lange mit 2:0 und das Spiel schien schon entschieden, bis dem überragenden Beckenbauer in der 70. Minute der Anschluss gelang und die Deutschen zur Aufholjagd bliesen. Zehn Minuten später erzielte Uwe Seeler mit seinem legendären Hinterkopftor den Ausgleich. In der Verlängerung hatten die Deutschen nun Oberwasser und Gerd Müller markierte den 3:2-Siegtreffer. Die Revanche für Wembley war gelungen.
Dramatisches „Jahrhundertspiel“ gegen Italien
Doch noch dramatischer wurde das Halbfinale gegen Italien in der Höhenluft von Mexiko City. Das viel zitierte „Jahrhundertspiel“, an das im Stadion heute noch eine Gedenktafel erinnert. Wieder gerieten die Deutschen in Rückstand. Alles sprach gegen sie: die Hitze, der italienische Abwehrriegel. Doch dann – wieder Sekunden vor Schluss – grätschte Schnelliger noch eine Flanke ins italienische Tor. Das italienische Tor lag halt auf dem Weg zur Kabine, beschrieb Schnellinger danach lakonisch sein „Last-Minute-Tor“. Unvergessliche 30 Minuten brachen an. Müller schoss schnell die Führung heraus. Aber die Italiener schlugen noch in den ersten 15 Minuten zurück und gingen mit 3:2 in Führung. Doch die Deutschen gaben nicht auf, allen voran Beckenbauer, der zum Held wurde, als er trotz Schlüsselbeinverletzung mit festgebundenen Oberarm weiterspielte. Müller glich noch mal aus, doch postwendend markierte Gianni Rivera den 4:3-Siegtreffer. Die Deutschen waren endgültig geschlagen und mussten um Platz 3 spielen. Doch wenigstens einen deutschen Sieger gab es bei dieser tollen Weltmeisterschaft: Gerd Müller. Er wurde mit 10 Toren Torschützenkönig.
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